[2. Untersuchte Hochmoor-Reste in Weser-Ems]
1. Bestandessituation der Zikaden
in den Hochmoor-Resten des
Weser-Ems Gebietes
Nur wenige Zikadenarten leben in Hochmooren und diese meist ausschließlich hier.
Gerade weil die meisten unserer Hochmoore im Weser-Ems Gebiet zerstört sind, ist
auch das Überleben dieser Spezialisten stark gefährdet.
Es muss davon ausgegangen werden, dass nach dem expansiven Torfabbau
der letzten Jahrzehnte im Weser-Ems Gebiet etliche der an Hochmoore gebundenen
Insekten inzwischen ausgestorben sind. Nur noch 5% aller niedersächsischen Hochmoore
sind als naturnah zu bezeichnen. Industrieller Torfabbau findet immer noch auf rund 30.000 ha statt!
Verbreitung unkultivierter Moore (überwiegend
Regenmoore) in Niedersachsen am Ende des
18. Jahrhunderts (links) und Verbreitung unkultivierter Moore in Niedersachsen
Mitte des 20. Jahrhunderts (rechts).
Die roten Punkte zeigen die ungefähre Lage der untersuchten Hochmoor-Reste.
Quelle: SUCCOW & JESCHKE (1986): Moore in der Landschaft, verändert.
Im Rahmen dieses von der EWE-Stiftung geförderten Projektes
wurden im Jahr 2004 acht naturnahe Hochmoor-Reste in dieser Region hinsichtlich ihrer Zikadenfauna beprobt.
Ziel dieser Untersuchung war die Ermittlung des tatsächlich (noch) vorhandenen Bestandes an hochmoorgebundenen
Zikaden, um so die aktuelle Situation zu ermitteln. Die Daten zum ehemaligen Artenbestand der Hochmoore sind vielfach
älter als ein halbes Jahrhundert und beziehen sich auf weitreichende Moorgebiete, die heute nicht mehr existieren.
Als ein Ergebnis dieser Untersuchung liegt eine aktuelle Liste der in den Moorgebieten noch zu erwartenden
moorgebundenen Zikadenarten vor. Diese kann als Arbeitsgrundlage in der Landschaftsplanung
bei der Bewertung regenerierender Hochmoor-Reste und auch Renaturierungen auf Torfabbauflächen Anwendung finden.
In naher Zukunft werden Areale beträchtlichen Ausmaßes aus dem Torfabbau entlassen und zur Renaturierung
freigegeben. Auf diesen Flächen sollen durch geeignete Maßnahmen im Idealfall neue Hochmoore entstehen.
Bei den anstehenden naturschutzfachlichen Planungen sind u.a. Erfolgskontrollen vorgesehen. Dazu bedarf es geeigneter
Arbeitsmittel. Sogenannte Zeigerorganismen (Bioindikatoren) können den Zustand eines Lebensraumes anzeigen. Anhand
der Arten und den Zusammensetzungen der Lebensgemeinschaften lassen sich dabei Rückschlüsse auf die Lebensbedingungen in verschiedenen Habitaten
ziehen. In der Praxis dienen dazu meist Amphibien und Vögel. Aber auch Insekten wie Tagfalter, Heuschrecken
und Laufkäfer werden eingesetzt. Zikaden sind diesbezüglich ebenso in hervorragender Weise geeignet.
Sie sind zugleich Nährpflanzen- und Lebensraum-Spezialisten. Außerdem reagieren sie sehr schnell auf Veränderungen
von Umweltbedingungen, so dass anhand der Zikadenfauna Beeinträchtigungen und Fehlentwicklungen aber auch
Erfolge schneller erkannt werden können als dies beispielsweise an der Vegetationsentwicklung möglich wäre.

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