[1. Was sind Zikaden?]
[2. Biologie & Ökologie]
3. Bedeutung, Gefährdung & Schutz der Zikaden
Bedeutung: Rolle in Ökosystemen und Indikationspotenzial
Die pflanzenfressenden Insekten stellen mit ca. 350.000 Arten etwa ein Viertel aller
Organismen. Die Konsumenten 1. Ordnung übernehmen eine wichtige Stellung im Wirkungsgefüge
des Naturhaushaltes. Als individuenreiche Insektengruppe beeinflussen die Zikaden nicht nur die Zusammensetzung
und Dynamik der Vegetation sondern üben auch als Nahrung für andere Tiere eine wichtige Funktion
bei der Ausbildung von komplexen Nahrungsnetzen aus. Dies zeigt die besondere Bedeutung phytophager
Insekten und damit auch der Zikaden im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit von Biotopen und ganzer Ökosysteme.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass wenige Zikadenarten durch die
Übertragung von Pflanzenkrankeitserregern Schäden an Kulturpflanzen hervorrufen können.
Beispielsweise ist die Rebenblattzikade (Empoasca vitis) in Weinbaugebieten bei
Massenaufreten als Schädling von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung.
Gerade die Artenfülle der Zikaden, die Besiedelung nahezu aller terrestrischen Lebensräume,
die häufig sehr enge Bindung vieler Arten an bestimmte Habitate
und Wirtspflanzen sowie die vielfältigen Ansprüche an die Standortverhältnisse in
ihrem Lebensraum (z.B. Substratqualität, Mikroklima, Vegetationstrukturen) macht sie
besonders für ökologische Fragestellungen wie z.B. hinsichtlich des Zustandes ihres
Lebensraumes interessant. Besonders Zikaden weisen vielfach eine ausgeprägte räumliche und
zeitliche Sensitivität auf, d.h. sie reagieren relativ schnell und kleinräumig auf Veränderungen
ihres Habitates. Die Zikadenfauna kann damit flächenscharfe Aussagen
liefern wie sie z.B. bei lokalen Eingriffen nötig sind.

Gefährdung
Etliche Arten haben in Deutschland ihren mitteleuropäischen Verbreitungs-Schwerpunkt,
so dass eine besondere Verantwortlichkeit für den Schutz dieser Arten besteht.
Der Anteil der in der bundesweiten Roten Liste gefährdeter Arten verzeichneten
Zikadenarten liegt bei über 50 %, auf Landesebene sind es jeweils zwischen 30 und 40 %,
56 Arten sind bundesweit sogar vom Aussterben bedroht.
Eine besondere Verantwortlichkeit für den Schutz moorspezifischer Zikaden besteht für das
Weser-Ems Gebiet als moorreichste Region Deutschlands.
Die Mehrzahl der Moorspezialisten ist hier beheimatet.
Als konkrete Hauptursachen für den Artenschwund sind die Zerstörung der Lebensräume,
intensive Land- und Forstwirtschaft, die Änderung historischer Nutzungsformen und Eingriffe
in den Wasserhaushalt zu nennen.
Schutz
Die große Bedeutung der Zikaden lässt die Frage entstehen, auf welche Weise diese Tiere geschützt werden können.
Dabei liegt der Erhalt ihrer Lebensräume mit ausreichender Pufferung externer Einflüsse (Nährstoffeinträge
über die Luft u.a.) auf der Hand.
Darüber hinaus stellt auch
die Wiederherstellung ihrer Lebensräume eine geeignete Maßnahme zum Schutz dieser Tiere dar.
Selbst wenn diese neuen Lebensräume
noch nicht völlig die ursprünglichen Standortbedingungen aufweisen, sind etliche
Zikadenarten offenbar in der Lage diese neuen Lebensräume zu nutzen. Beispielsweise besiedeln bereits einige
Moorspezialisten auf Torfabbauflächen entstandene Renaturierungen,
obwohl diese noch nicht gänzlich alle spezifischen Standorteigenschaften eines intakten Hochmoores aufweisen.
Dabei ist
die relativ hohe Ausbreitungsfähigkeit dieser Insekten von besonderer Bedeutung.

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